Rythmik – Die Kraft des Rythmus
In der Heilpädagogik spielen ganzheitliche Ansätze eine zentrale Rolle, um Menschen mit Behinderungen in ihrer Entwicklung zu fördern. Eine dieser Methoden ist die Rhythmik. Dieses Konzept, das Bewegung, Musik und Wahrnehmung miteinander verbindet, bietet vielfältige Möglichkeiten, um auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen.
Was ist Rhythmik?
Rhythmik basiert auf der Idee, dass der menschliche Körper ein natürliches Bedürfnis nach Bewegung und Rhythmus hat. Entwickelt wurde die Methode im frühen 20. Jahrhundert von dem Schweizer Musiker und Pädagogen Émile Jaques-Dalcroze. Sie nutzt Musik und rhythmische Bewegungen, um sowohl körperliche als auch emotionale und kognitive Fähigkeiten zu fördern. In der Heilpädagogik wird Rhythmik vor allem angewandt, um motorische, soziale und kommunikative Kompetenzen zu stärken.
Rhythmiklehrerin Theresa Althuber ist eine von zwei Lehrerinnen am Standort Ilgenhalde. Als Musikerin ist sie in ihrem Element und spielt energisch auf ihrem Klavier. Theresa rockt jede Rhythmikstunde und schafft es auf feinfühlige und gleichzeitig präsente Art zu unseren Kindern und Jugendlichen durchzudringen. Dabei ist es ein schmaler Grad zwischen dem, was anregend ist und was zu viel. Das gilt es bei jedem Kind herauszufinden. «Manchmal fliegt ein Stuhl, dann weiss ich: Jetzt habe ich die Grenze gefunden. Bis da und nicht weiter. Das ist auch ein Teil meines Jobs» Die Instrumente der Ilgenhalde müssen bruchsicher sein, da sucht sich Theresa genau aus, was sie wie einsetzt. Theresa Althuber ergänzt, dass auch die Stille Teil der Musik sei.
«Ein Kind mit Autismus-Spektrum-Störung liegt in meiner Stunde oft nur da. Auf den ersten Blick wirkt das teilnahmslos. Doch neulich, als wir das Marroni-Lied gesungen haben, hat es am Ende plötzlich den Bauch gestreichelt und “hmmmm” gemacht. Für mich war das ein berührender Moment, denn es zeigt, dass es aufmerksam war und genau verstanden hat, worüber wir gesungen haben», erzählt Theresa. «Mir gefällt das Ehrliche an meinem Job. Diese 1:1 Reaktion»

Die Rhythmikstunden folgen immer einer festen Struktur, die den Kindern Sicherheit gibt: Ein Anfangs- und Schlussritual rahmt jede Stunde ein, dazwischen wird individuell auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten jedes einzelnen Kindes oder Jugendlichen eingegangen. Durch gezielte Übungen wie Klatschen, Stampfen oder das Spielen mit Instrumenten wie Trommeln oder Rasseln wird sowohl die Grob- als auch die Feinmotorik angeregt. Dabei ist es entscheidend, flexibel zu bleiben und auf die jeweilige Tagesform der Kinder einzugehen.
Theresa betont: «Es geht darum, für jedes Kind eine individuelle Herangehensweise zu finden, je nachdem, was es gerade braucht. Rhythmik ist nie starr – sie lebt von der Flexibilität, sich auf die unterschiedlichen Möglichkeiten und Grenzen der Kinder einzulassen»
Durch die Verbindung von Musik, Bewegung und Wahrnehmung öffnet Rhythmik neue Wege, um unsere Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen.