Nach der Rückkehr aus der Pandemie in die «neue Normalität» war es im Bereich der Tagesstruktur wieder möglich, an begonnene Entwicklungen aus dem Jahr 2020 anzuknüpfen und diese fortzuführen. In einem entsprechenden Prozess verfolgten wir folgende Ziele: verstärkte Angebotsorientierung an den Bedürfnissen der Klientel, Entwicklungsräume stehen niederschwellig zur Verfügung, Wahlmöglichkeit ist erweitert, Selbstbestimmung und Autonomie sind aktiv gestärkt. Im Bereich der Kommunikation sollte zudem das Angebot, die Zugänglichkeit und die Nutzung von Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation (UK) intensiviert werden, so dass sich UK zu einer etablierten und gelebten Kultur entwickelt.

Über mehrere Zwischenstationen wurden die Schwerpunktangebote (basal, kreativ/labor und erhöhter Strukturbedarf) inhaltlich neu definiert, die Ausgestaltung wurde entsprechend geplant und umgesetzt. Zu den bestehenden Schwerpunkten kamen neu die «punktuellen» Angebote (z. B. Waldplatz, Therapiehund u. a.) dazu, bei welchen die Frage nach der Teilnahme ausschliesslich über die intrinsische Motivation beantwortet wird. Neu ermöglicht eine gewisse Durchlässigkeit auch das niederschwellige Reinschnuppern der Klientinnen und Klienten in ein anderes Schwerpunktangebot.

In Bezug auf die Wirkung der angestrebten Entwicklungen können heute einige klare Aussagen gemacht bzw. Resultate beobachtet werden. Durch den Wegfall von technischen Barrieren (Absperrungen zwischen den Etagen, verschlossene Abteilungstüren etc.), starren Vorgaben (Klientinnen und Klienten dürfen den Lift nicht benutzen etc.) und der Haltungsentwicklung hin zum Autonomieverständnis findet im Gebäude ein reger Personenverkehr statt. Klientinnen und Klienten bewegen sich selbstständig und selbstbestimmt und erfahren so Selbstwirksamkeit. Aber auch die Möglichkeit, in andere Schwerpunktangebote reinzuschnuppern, wird immer mehr wahrgenommen. Die Teilnahmemöglichkeit an punktuellen Angeboten wird ebenfalls rege genutzt; die positive Wirkung lässt sich direkt aus dem Interesse, aber auch anhand der Mimik und Gestik bei den Klientinnen und Klienten deutlich erkennen. Im Entwicklungsbereich der Unterstützten Kommunikation kann ebenfalls eine breite Wirkung festgestellt werden. Elemente und Hilfsmittel von UK sind in allen Gebäuden sichtbar, Kommunikationsmittel sind im ständigen Einsatz und helfen enorm bezüglich Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit. Diese Entwicklung trägt deutlich zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität der Klientinnen und Klienten bei. Da Entwicklungen weiterhin stattfinden, wird sich als Ergebnis daraus auch weiterhin Wirkung entfalten und sichtbar werden.

Autor: Michael Sieber